PM 069/22

23.09.2022

Regionalkonferenzen "Energiewende in kommunaler Hand"

Wie können die Kommunen die Energiewende aktiv gestalten? Das war das zentrale Thema von zwei Regionalkonferenzen "Energiewende in kommunaler Hand" in Rattelsdorf und Stadtsteinach, zu der die Regierung von Oberfranken in Kooperation mit der Energieagentur Oberfranken e.V. und C.A.R.M.E.N. e.V. eingeladen hatte.

Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz dankte den Kommunen für ihre engagierte Rolle auf diesem Gebiet und warb dafür, angesichts der Energie- und Klimakrise zügig weitere Aktivitäten zu ergreifen: "Die Region wird insgesamt profitieren, wenn Kommunen, Wirtschaft und Bevölkerung von der Energiewende Nutzen haben und lokale und regionale Wertschöpfung generiert wird. Für die Unternehmen in der Region ist die Nutzung der erneuerbaren Energien schon heute ein wesentlicher Standortfaktor: Zum einen hinsichtlich des Energieverbrauchs und der Energieversorgung selbst, zum anderen als wachsende Branche im produzierenden Gewerbe (z.B. Wärmepumpen, Photovoltaik, Batterieherstellung, Wasserstoff)."

In Oberfranken hat sich innerhalb von zehn Jahren die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien mehr als verdreifacht. 2020 wurde in Oberfranken bereits mehr als die Hälfte des benötigten Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt. Damit liegt Oberfranken über dem bayernweiten Durchschnitt.

Bei Windkraftanlagen ist Oberfranken bayernweit Vorreiter. Es stehen derzeit in Oberfranken 290 Windkraftanlagen. Das sind rund 25 Prozent aller bayerischen Anlagen. Der Schwerpunkt der Windkraft liegt dabei im Landkreis Hof (109 Anlagen), gefolgt von den Landkreisen Bayreuth (49 Anlagen), Bamberg (35 Anlagen), Wunsiedel i. Fichtelgebirge (34 Anlagen) und Kulmbach (31 Anlagen).

In den beiden Planungsregionen Oberfranken-West und Oberfranken-Ost gibt es insgesamt 90 Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Windkraftanlagen mit einer Gesamtfläche von rund 4.900 Hektar. Dies entspricht ca. 0,7 Prozent der Fläche Oberfrankens. Um das jetzt gesetzlich vorgegebene Flächenziel 1,1 Prozent bis 2027 bzw. 1,8 Prozent bis 2032 zu erreichen, müssen ca. 8.400 Hektar neue Windenergiegebiete bereitgestellt werden.

In dem Zusammenhang betonte die Regierungspräsidentin: "Wir brauchen mit der Bevölkerung, der Wirtschaft und allen Beteiligten vor Ort gut abgestimmte Lösungen. Über Zielkonflikte sollten wir offen diskutieren. Ziel der Planungs- und Genehmigungsverfahren ist es, die verschiedenen Interessen abzuwägen und möglichst zum Ausgleich zu bringen. Planungsstellen und beteiligte Behörden prüfen mit großer Sorgfalt und haben wichtige Aspekte, wie den Schutz der Wohnsiedlungen, der Landschaft, den Natur- und Artenschutz im Blick. Für die Akzeptanz der Anlagen wird ganz entscheidend sein, dass die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig in die Planungen einbezogen und bestenfalls auch finanziell beteiligt werden."

Neben den aktuellen rechtlichen und planerischen Grundlagen wurden bei den Regionalkonferenzen schwerpunktmäßig verschiedene Umsetzungs- und Finanzierungsmodelle aus der Praxis vorgestellt, die die Wirtschaftlichkeit einer klimafreundlichen, dezentralen Energieerzeugung klar aufzeigten. Die Realisierung kann beispielsweise über lokale Bürgerenergieanlagen oder durch Beteiligung an einer Energiegenossenschaft funktionieren. Auch die Mitwirkung an einem größeren kommunalen Verbund oder in Form eines Joint Ventures mit einem lokalen Fachunternehmen bieten hier Möglichkeiten.

Hintergrund:

Mit der Veranstaltungsreihe "Regionalkonferenz Energiewende Oberfranken" bietet die Regierung von Oberfranken, organisiert vom Energiekoordinator der Regierung von Oberfranken (Energiewende; Beratung von Kommunen - Regierung von Oberfranken (bayern.de)), den oberfränkischen Kommunen seit mittlerweile zehn Jahren eine Plattform und ein Netzwerk für Informations- und Erfahrungsaustausch zu aktuellen Energiethemen.