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07.06.2024

Informationsfahrt "Landwirtschaft" des oberfränkischen Regierungspräsidenten im Landkreis Kulmbach

Einen ganzen Tag lang hat sich Oberfrankens Regierungspräsident Florian Luderschmid ein Bild von der Land- und Forstwirtschaft im Landkreis Kulmbach gemacht. Organisiert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Coburg-Kulmbach hat er an fünf Stationen unterschiedlichste Facetten und Betriebsstrukturen kennengelernt und ist mit Betriebsleitern und Förstern ins Gespräch gekommen. Regierungspräsident Luderschmid: „Unsere heimische Land- und Forstwirtschaft hat eine bedeutende Rolle, dies gerade auch im Kulmbacher Raum, einem der zentralen Ernährungsstandorte Bayerns. Im Mittelpunkt der Genussregion Oberfrankens erzeugt die Landwirtschaft regionale, qualitativ hochwertige Lebensmittel zur Versorgung unserer Bevölkerung. Daher ist mir die alljährliche Infofahrt sehr wichtig, um vor Ort die aktuellen Herausforderungen der Betriebe zu erfahren." Harald Weber, Behördenleiter am AELF Coburg-Kulmbach, ergänzt: „Wir freuen uns sehr, dass wir dem Regierungspräsidenten die Vielfalt der Landwirtschaft im Landkreis Kulmbach zeigen konnten. Der persönliche Kontakt zu den Landwirten vor Ort ist das A und O unserer Arbeit.“

Herausforderungen am Öko-Eiermarkt

Die Rundfahrt startete im Ködnitzer Ortsteil Fölschnitz. Dort bewirtschaftet der Öko-Legehennenbetrieb Michael Grampp in einem modernen Stall 9.000 Legehennen und erzeugt damit Bio-Eier. Die Vermarktung übernimmt zum größten Teil ein Fremd-Unternehmen. Dieses holt die Eier ab, stempelt und verpackt sie für den Weiterverkauf. Einen kleinen Teil vermarktet Betriebsleiter Michael Grampp selbst überwiegend an die regionale Gastronomie, der Rest geht in die Direktvermarktung. Michael Grampp erläutert den damit verbundenen Aufwand: „Weil mehr als ein Drittel meiner direktvermarkteten Eier an die Gastronomie geht, müssen sie alle an einer EU-zertifizierten Packstelle verpackt werden.“ Das sei mit hohen Auflagen und entsprechenden wirtschaftlichen Belastungen verbunden.

Pflicht zur Weidehaltung im Bio-Bereich schafft Probleme für Milchbauern

Der Öko-Milchviehbetrieb Hermann Grampp aus dem Kulmbacher Stadtteil Unterkodach, zweiter Halt der Infofahrt, zählt zu den Top-Bio-Milcherzeugern in Bayern. Daneben ist die Familie sehr aktiv im Programm „Erlebnis Bauernhof" und legt großen Wert auf Naturschutz. Dafür erhielt der Betrieb 2018 u. a. den 2. Preis im deutschlandweiten Projekt „Gemeinsam Boden gut machen“ des Naturschutzbunds Deutschland (NABU). Heuer stellt der Betrieb den bayernweit besten Acker für den Vogel des Jahres 2024: Zwölf Kiebitzpaare brüten auf einem Feld. Und dennoch: der Bio-Ära des Betriebs droht das Aus. Betriebsleiter Hermann Grampp: „Wenn die Weidepflicht für Öko-Betriebe kommt, dann steige ich aus Bio aus.“ Denn wie bei vielen Betrieben in Franken ist es schwer möglich, angemessene Weideflächen zu bekommen. Regierungspräsident Luderschmid wies Grampp auf die Anlaufberatung Ökolandbau am AELF Coburg-Kulmbach und die Zertifizierungsstelle hin, um gemeinsam die Umsetzung der Weidepflicht in einem Weidekonzept auszuloten.

Standbeine schaffen durch Diversifizierung

Biodiversität und Diversifizierung standen beim dritten Stopp im Mittelpunkt. Der Bio-Hof Distler im Kulmbacher Stadtteil Esbach hat nicht nur 22 Gallowayrinder in extensiver Bewirtschaftung. Die Familie baut auf 27 Hektar Ackerland auch außergewöhnliche Kulturen an. Dazu gehören beispielsweise Schwarzkümmel, Öllein und Färberdistel, die mit ihren Blüten auch zur Biodiversität beitragen. Seit 2015 haben Manfred und Birgit Distler vom Milchvieh-Vollerwerbsbetrieb zum Nebenerwerbsbetrieb umstrukturiert. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Direktvermarktung z. B. von Fleisch oder Öl. Regierungspräsident Luderschmid lobte den innovativen Ansatz: „Mit Superfood aus Franken bedienen Sie nicht nur neue Ernährungstrends, sondern sorgen auch für mehr Biodiversität auf den Flächen."

Den Zukunftswald erleben im Klima-Arboretum Kulmbach

Anschließend rückte der Forst in den Mittelpunkt der Rundfahrt: Der Regierungspräsident besuchte mit Förstern des AELF Coburg-Kulmbach und der Kulmbacher Stadtförsterin Carmen Hombach das Klima-Arboretum im Kulmbacher Stadtwald. Das Arboretum wurde in enger Kooperation mit dem Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium (MGF) Kulmbach und der Stadt Kulmbach eingerichtet, um den Dialog mit der Bevölkerung zu waldbezogenen Themen an konkreten Waldbildern zu unterstützen. Dabei hat das MGF zusammen mit dem AELF Coburg-Kulmbach ein gemeinsames P- und W-Seminar durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler thematisierten die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Waldökosystemen und konkretisierten mögliche Handlungsoptionen für die Zukunft. So sind auf rund einem Hektar „neue Baumarten“ gepflanzt worden, um zu erforschen, ob sie mit den Standortbedingungen zurechtkommen und so das vorhandene Baumartenspektrum erweitern können.

Autarke Energieerzeugung im Gemüseanbaubetrieb

Der Betrieb Scherzer & Boss Fruchtgemüse im Wonseeser Ortsteil Feulersdorf markierte die Endstation der Landwirtschaftsfahrt. Auf einer Gewächshausfläche von fast 16 Hektar baut der Betrieb Minigurken, Peperoni sowie verschiedene Paprika- und Tomatensorten an. 5 Hektar der Gewächshausfläche sind beleuchtet, dadurch können Gurken und Tomaten das ganze Jahr geerntet werden, jährlich zwischen 7.000 und 8.000 Tonnen. Inhaber Fritz Boss: „Bezahlbare Energie ist unser Hauptthema. Aufgrund der gestiegenen Gaspreise mussten wir in eine neue Biomasseheizungsanlage investieren, mit der wir 50 Prozent unserer Energie zur Beheizung der Gewächshäuser erzeugen.“ Hierfür werden Hackschnitzel aus 15 Kilometer Umkreis eingekauft, was auch die regionale Wertschöpfung stärkt. Insgesamt beträgt der Energiebedarf für Heizung und Beleuchtung rund 80 Millionen Kilowattstunden, die komplett autark erzeugt werden. Als Gärtnermeister liegen Fritz Boss die ökologischen Aspekte sehr am Herzen. Darum sind auf dem Betriebsgelände auch ausladende Flächen mit autochthonen Blühpflanzen angelegt worden. Regierungspräsident Florian Luderschmid bedankte sich für den wertvollen Beitrag zur regionalen Versorgung mit qualitativ hochwertigem Gemüse und den vorbildlichen Einsatz im Rahmen der Energiewende.

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