PM 036/22

21.06.2022

"Grüß Gott und Schalom – Miteinander in Oberfranken"; Gemeinsamer Empfang der Regierung von Oberfranken, des Bezirks Oberfranken und der Israelitischen Kultusgemeinde Bayreuth K.d.ö.R.

Unter dem Leitgedanken "Grüß Gott und Schalom – Miteinander in Oberfranken." stand ein gemeinsamer Empfang von Regierung von Oberfranken, Bezirk Oberfranken und Israelitischer Kultusgemeinde Bayreuth anlässlich des Jubiläums "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland".

In ihrer Begrüßung stellte Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz die gemeinsame Verantwortung heraus: "Jüdische Tradition ist auch in Oberfranken seit Jahrhunderten fest in der Gesellschaft verankert. Großartige Leistungen jüdischer Menschen beispielsweise in Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung haben die Entwicklung unseres Gemeinwesens maßgeblich bereichert. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass jüdisches Leben in unserer Gesellschaft als völlig normal, als gleichberechtigt und vertraut wahrgenommen wird. Leider ist der alltägliche, an Stereotypen anknüpfende, relativierende oder gar leugnende Antisemitismus in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen real. Es gibt eine kluge Methode, Vorbehalten zu begegnen: Miteinander reden! Lassen Sie uns gemeinsame Momente schaffen, Möglichkeiten zur Begegnung organisieren, um zu einer selbstverständlichen Normalität zwischen Juden und Nichtjuden zu finden. Jüdisches Leben soll in unserer Gesellschaft noch sichtbarer und erlebbarer werden. Das 'Nie wieder!' muss auf einer breiten gesellschaftlichen Basis und in gemeinsamer Verantwortung und möglichst konkret vor Ort von Mensch zu Mensch zum Ausdruck gebracht und mit Leben erfüllt werden."

Die Festrede hielt MdL Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe. Mit „Vergelt's Gott“ und „toda raba“ dankte er den Veranstaltern für den Impuls, mit der gemeinsamen Veranstaltung das gute Miteinander in den Blickpunkt zu rücken: „Das Festjahr 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland hat gezeigt: Auch Franken war „hot spot“ des jüdischen Lebens. Das Landjudentum hat über Jahrhunderte mit den christlichen Nachbarn koexistiert – oft angefeindet und ausgegrenzt, aber eben auch über lange Phasen in friedlichem Miteinander. Nach dem historischen Tiefpunkt der Shoa ist es ein Wunder, dass wir heute blühendes jüdisches Leben in Deutschland und Bayern haben – in Oberfranken sichtbar an vier lebendigen Gemeinden in Bayreuth, Bamberg und Hof. Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass die Regierung und der Bezirk Oberfranken gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde Bayreuth zu einem Empfang eingeladen haben, der Gelegenheit zum Kennenlernen und zum persönlichen Austausch gibt.“

Jüdische Traditionen in Oberfranken beleuchtete Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold.

In seinem Grußwort betonte Bezirkstagspräsident Henry Schramm: "Viele Orte unserer Heimat können auf eine reiche, aber auch wechselvolle jüdische Geschichte verweisen. Zu vielen Zeiten hat das Zusammenleben zwischen Juden und Christen gut funktioniert. Es gab aber auch immer wieder Phasen, die von Diffamierungen, von Gewalt und Vertreibungen geprägt waren. Ohne die Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse der Zeit des Nationalsozialismus kann ein solcher Festakt nicht stattfinden, ohne stetige Erinnerung an den Holocaust ist das moderne, demokratische Deutschland nicht denkbar. Wir alle sind gefordert, in unserem persönlichen Umfeld, am Arbeitsplatz, im Verein, in der Politik oder wo auch immer, aufkeimendem Antisemitismus entschieden entgegenzutreten."

Felix Gothart, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Bayreuth, ergänzte: "Immer wenn die jüdische Gemeinde und die Stadt im Einklang miteinander lebten, stand Bayreuth in hoher Blüte. Bei 1700 Jahren jüdischen Leben in Deutschland blicken wir in die Vergangenheit und sehen gleichzeitig die Zukunft vor uns, die im Sinne eines guten Miteinanders gestaltet werden muss. Wir wollen kein "Folklore-Judentum", sondern ein lebendiges Judentum darstellen."

 

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