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30.12.2024Neue Wege zum Erhalt wertvoller Lebensräume – extensive Ganzjahresbeweidung im Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Glender Wiesen mit Goldbergsee bei Coburg"
Im Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Glender Wiesen mit Goldberg-see bei Coburg" werden ab 2025 neue Wege zur Erhaltung wertvoller Lebensräume für sehr seltene Tier- und Pflanzenarten eingeschlagen. Zukünftig wird eine Herde aus Robustrindern, Wasserbüffeln und einer ursprünglichen Pferderasse die staatseigenen Flächen innerhalb der Kernzone des Schutzgebiets pflegen.
Naturschutz durch tierische Landschaftspfleger in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft
In Kooperation mit dem lokalen landwirtschaftlichen Betrieb Roth aus Beiersdorf (Coburg) wird das Projektgebiet zu einer großen zusammenhängenden Weidelandschaft entwickelt. Bei der Methode, die auch als "Wilde Weide" bekannt ist, gestalten Weidetiere ganzjährig in geringer Dichte die Landschaft. Dadurch kann weitgehend auf maschinelle Pflegemaßnahmen verzichtet werden. Verbiss, Tritt und Dung der Weidetiere schaffen abwechslungsreiche Strukturen: von kurzrasigen Flächen über blütenreiche Staudenfluren bis hin zu offenen Bodenstellen. Diese Vielfalt fördert vor allem die Insektenwelt und unsere sehr seltenen Arten wie den Wiesenbrütern.
Der Tierbesatz bleibt dabei bewusst niedrig. Einem Tier steht etwa 2,5 Hektar Weide zur Verfügung, im Vergleich zu lediglich rund 1 Hektar Weide bei der üblichen Weidetierhaltung. Zum Einsatz kommen widerstandsfähige, genügsame Tiere, die für die ganzjährige Haltung im Freien geeignet sind. So können auch aus landwirtschaftlicher Sicht nachrangige, ertragsschwächere Flächen, wie die feuchten und nassen Standorte der Glender Wiesen, nachhaltig gepflegt werden, die sonst nur schlecht und unter hohem Aufwand zu bewirtschaften wären.
Durch die Beweidung wird ermöglicht, dass sich langfristig wieder ein naturnaher Wasserhaushalt ausbilden kann und die wertvollen Feuchtbiotope im Gebiet optimiert werden.
"Wilde Weiden" als bewährtes Konzept
Das Konzept der "Wilden Weiden" wird bereits europaweit erfolgreich angewendet. Auch im Coburger Land gibt es bereits positive Beispiele: So werden einige Bereiche des Grünen Bandes, z.B. in der Bischofsaue bei Roßfeld, ganzjährig mit Heckrindern und Koniks, einer ursprünglichen Pferderasse, beweidet. Im Aurachtal im Landkreis Bamberg werden Wasserbüffel und Konikpferde seit über zehn Jahren ganzjährig zur Pflege der teilweise feuchten Senken der Wasserwirtschaftsflächen eingesetzt.
Bedeutendes Wiesenbrütergebiet Glender Wiesen
Die Glender Wiesen zählen zu den bedeutendsten Wiesenbrütergebieten Nordbayerns und bieten Lebensraum für seltene Vogelarten wie Kiebitz, Braunkelchen, Bekassine, Wiesenpieper und Wachtelkönig. Seit der Fertigstellung des Goldbergsees 2010 haben sich viele ehemals landwirtschaftlich nutzbaren Flächen aufgrund des gestiegenen Grundwasserspiegels in Feuchtbiotope und Nasswiesen entwickelt. Eine geologische Besonderheit inmitten des Schutzgebiets ist die Binnenlandsalzstelle, an der salzhaltiges Tiefenwasser an die Oberfläche tritt und Pflanzen vorkommen, die eigentlich für Küstengebiete typisch sind.
Projektträger und Förderung
Träger des Projekts ist die Ökologische Bildungsstätte Oberfranken, die bereits langjährige Erfahrung mit Naturschutzprojekten hat. Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz e.V. – Kreisgruppe Coburg wurde eine Trägergemeinschaft geschlossen. Das Vorhaben wird durch den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert, der Zweckerträge der GlücksSpirale bereitstellt. Zusätzliche Mittel kommen von der Oberfrankenstiftung und der Sparkasse Coburg - Lichtenfels. Die geförderte Projektlaufzeit erstreckt sich von Januar 2025 bis Dezember 2027, allerdings ist eine langfristige Beweidung vorgesehen.